Skip to main content

ARCHITEKTUR

Das AURELIUM wurde nach fast vier Jahren Planungs- und Realisierungsphase und einer Bauzeit von ungefähr zweieinhalb am 15. April 2016 feierlich eröffnet. Den detailreichen Plan für das markante Gebäude hat der Regensburger Architekt Manfred Blasch entworfen.  

Als Baugrundstück war die zwischen dem Ortsrand und der Schallschutzwand auf dem Damm der Kreisstraße liegende langgestreckte Angerwiese vorgegeben, also das ehemalige Flussbett des Regen, bevor dieser Ende der 1970er Jahre wegen des Baus der Autobahn nach Osten umverlegt wurde.

Aus der Ortschronik von Lappersdorf hat der Architekt die im Grunde sehr traditionelle monolithische Baukörper-Grundform eines Stadelgebäudes abgeleitet. Die Ursprünge des Ortes gehen nämlich auf eine Außenstelle des damals mächtigen Klosters Emmeram zurück, eine sogenannte Klosterökonomie. Eine steile Dachneigung ist für diese Gebäudetypologie charakteristisch, die gewählte Steilheit des Daches hat Blasch zudem beim ältesten Gebäude Lappersdorf, dem Zeitlerhaus, entliehen.

Die Aspekte Erlebnis, Atmosphäre, Repräsentation, Erinnerbarkeit und Wahrnehmbarkeit wurden vom Architekten bei der Planung des Kulturhauses mit in die Überlegungen einzubezogen. Auf der Suche nach einem augenfälligen und strahlenden Äußeren, das Blasch als „Festkleid für das Gebäudes“ bezeichnete, ist er auf ein traditionelles, bewährtes, langlebiges und wartungsarmes Material gestoßen: Kupferblech
Durch Beimengung von insgesamt rund 5% Anteilen Zinn und Aluminium verwandelt sich das ansonsten schwarzbraune Kupferblech in eine dauerhaft mattschimmernde goldfarbene Oberfläche. Sie verleiht dem Gebäude in der untergehenden Abendsonne eine warme Ausstrahlung und Atmosphäre, was wiederum für einen hohen Wiedererkennungs- und Erinnerungswert des Gebäudes förderlich ist.  

Das Grau des Oberpfälzer Löwen sowie der Wellenlinie des Regens findet sich in den Sichtbetonflächen wieder.
Das Gold des Zinnenbalkens dominiert die Außenerscheinung des Gebäudes, auch die Farbe des Holzes der Tragkonstruktionen des Saaldaches und des Foyers lassen sich in diese Farbkategorie einordnen.
Das Blau des Wappenhintergrundes betont Türen und Teile der Innenausstattung
Vom Grün der Landschaften und Wiesen wird das Gebäude umgeben.

Weitere Bezüge zum Bauort, dem ehemaligen Regenbett, sind auch in Details versteckt:

  • in der Wellenstruktur an den Akustik-Wandbekleidungen des großen Saals und des Seminarraums im 1.OG,
  • in den Leuchten im Foyer, die sich nachts hundertfach in den Glasflächen spiegeln und die an Flusskieselsteine erinnern,
  • in der Freianlagengestaltung, die sich mit ihren Kieselsteinfeldern und den zeitweise hohen Ufergewächsen dem Thema Regenufer verschrieben hat,
  • und in der beeindruckenden, 7m langen Regenzille, die aus einem massiven Granitblock herausgebrochen, als Kunstobjekt vor der Foyerfassade vor Anker liegt (gestaltet von Heiner Glas / Nittendorf).

Farbkonzept inspiriert vom Lappersdorfer Wappen

Erbaut im ehemaligen Flussbett des Regen

Strahlendes goldenes Erscheinungsbild

Markante Baukörper-Grundform eines Stadelgebäudes

Hallen- und Foyerkonstruktion in ökologischer Holzbauweise

MARKANTES STEILES SATTELDACH

Die längsorientierte Gebäudegrundform des Bürger- und Kulturzentrums im tieferliegenden Angerbereich rückt bewusst von der kleinteiligen Ortsrandbebauung ab und markiert damit die Sonderstellung und Bedeutung des neuen Gemeinschaftsgebäudes im Ortsgrundriss. Die markante steile Dachform symbolisiert die besondere Bedeutung des neuen Kulturzentrums und kompensiert Nachteile der Wahrnehmung des Gebäudes, die durch die tiefer liegende Baufläche im Anger (ehemaliges Flussbett des Regen) gegeben sind.


Das Gebäude orientiert sich mit einer seiner verglasten Eingangs- und markanten Saal-Giebelseite in Richtung Nordnordwest und schafft beziehungsweise erhält damit die Möglichkeit für eine gute stadträumliche An- beziehungsweise Einbindung des Kultur- und Begegnungszentrums in ein hier gegebenenfalls mittelfristig in kurzer Entfernung zum neuen Aurelium in Zukunft zu entwickelnden Konzepts eines neuen Ortszentrumsbereichs (Neue Mitte Lappersdorf). Mit dem AURELIUM wird der grüne Anger im Zentrum von Lappersdorf mit einer neuen kulturellen Nutzung aufgewertet und behält zugleich seine wichtige Funktion als grüner Verbindungs- und Naherholungsraum. Die Lage im und am ehemaligen Flusslauf des Regen wird als Inspiration für die Gestaltung des Umfelds aufgenommen. Kies und Weiden ziehen sich als Leitelemente durch den grünen Anger und betten das neue Veranstaltungsgebäude in eine imaginierte Flusslandschaft ein. Die verwendeten Oberflächenmaterialien wie Kieselpflaster, Kiesschüttungen und der Kieszuschlag des Asphalts unterstützen diesen gestalterischen Ansatz.

Mehr …

Vorgelagertes Foyer


Eine schmale, fast sieben Meter lange Granitboot-Plätte ist in ein mit Kieselpflaster verfestigtes Wassergerinne eingebunden. Die mit dem Bildhauer Heinrich Glas erarbeitete Komposition ruft die Erinnerung an das ehemalige Regenufer wieder ins Gedächtnis. Die monolithische Ausformung der traditionellen Regenzille ist dem Aurelium als Träger und Gefährt beigestellt. Dies zeigt den kulturellen Anspruch des Orts auch im Außenbereich signifikant auf.


Die Hauptfunktionen des Raumprogramms wie der große Bürger- beziehungsweise Veranstaltungssaal mit vorgelagertem Foyer sind barrierefrei und mit guter Orientierbarkeit in der Erdgeschossebene des Neubaus organisiert. Die längsorientierte Foyerhalle empfängt die Besucher aus den beiden Haupterschliessungsrichtungen von Norden sowie von Süden und leitet sie über mehrere Zugänge in den großen Bürgersaal. Die zur hohen Foyerhalle hin offene Galerie im Obergeschoss erweitert die erdgeschossigen Pausenflächen geschickt und bietet ein interessantes Raumerlebnis. Das Foyer kann bei entsprechender Witterung über verschiebbare Glastürelemente großzügig zu einem direkt vorgelagerten Terrassenbereich ins Freie erweitert werden.


Der unterteilbare Bürgersaal mit dem großzügigen Bühnenbereich fasst bei Maximalbelegung rund 450 Personen an Tischen beziehungsweise bis etwa 600 Personen bei Reihenbestuhlung.
Die Glasfassaden des Saals öffnen sich nach Osten zum intensiven Grünbestand entlang der Kreisstraße. Der raumhaltige, hohe Dachstuhlbereich über der Saalfläche wird durch zwischen den Hauptbindern verlaufende Holzbalkenlagen optisch gefasst und strukturiert, sodass die Höhenentwicklung des Raums angenehm differenziert wird.


Die hauptsächliche Hallen- und Foyerkonstruktion ist in ökologischer Holzbauweise konzipiert.
Pfosten-Riegel-Glasfassaden komplettieren die vorgenannten Hauptelemente der Konstruktion.
Der Kontrast der warmen Holzflächen zu den kühlen Sichtbetonflächen der sonstigen Gebäudekonstruktion ist abwechslungs- und spannungsreich.


Die Außenhülle des Kulturbaus wird durch eine wartungsfreie, schuppenartige Belegung durch standardisierte Kupferblechelemente gebildet. Durch die Beimischung von rund fünf Prozent Zinn erhält die Oberfläche der Gebäudehülle einen goldgelben Schimmer, der das Gebäudevolumen entmaterialisiert und dem Betrachter, je nach Licht- und Sonneneinfall auf die Hüllflächen, eine interessante und vielfältig wechselnde Anmutung des neuen Gemeinschaftsgebäudes vermittelt.
Das AURELIUM bietet insbesondere durch seine steile, hohe Dachform und die beschriebene Außenhüllenwirkung die Chance, ein markant wahrnehmbares, gut erinnerbares und identitätsstiftendes Bauwerk für die Bürger und die Gäste der Marktgemeinde Lappersdorf zu werden und eine überregionale Ausstrahlung für den im Gebäude stattfindenden Kulturbetrieb zu erreichen. 


Veröffentlicht am 30.05.16 
Bericht aus der Bayerischen Staatszeitung Nr. 20 vom 20. Mai 2016 – BAUEN IN BAYERN